6. August 2014

Aufstand der Autolobby: Papenhuder Straße soll Schutzstreifen erhalten

Car Lobby Strikes Back: Papenhuder Straße Should Have Cycle Lanes

© hamburgize.com / Stefan Warda
Papenhuder Straße: Jeden Abend verschwindet der Gehweg - doch niemand regt sich auf. Nun will der Senat mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer schaffen, und schon gibt es Ärger


Vor vier Jahren wurden die Fake-"Radwege" entlang des Hofwegs durch Schutzstreifen ersetzt. Der Umbau des Hofwegs war beispielgebend für viele weitere Straßen in Hamburg. Ein Abschnitt wurde damals allerdings ausgespart, der schwierigste Teil. In südlicher Verlängerung des Hofwegs führt die Papenhuder Straße bis zur Mundsburger Brücke. Dort hat es bis heute unbenutzbare Fake-"Radwege" neben äußerst schmalen Gehwegen, die abends in voller Breite von Sonderrutzungen in Beschlag genommen werden. Zwar ist der Straßenraum sehr breit, doch wurde nach Abschaffung der Straßenbahn maximales Parken in der Papenhuder Straße eingerichtet. Auf einer Straßenseite hat es Stehzeuge in Längsaufstellung, auf der anderen Seite in Queraufstellung. Somit wird der Straßenraum extrem durch den Autoverkehr dominiert, für Radfahrer und Fußgänger bleibt kaum Platz.


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Kein Gehweg in der Papenhuder Straße - aber Hauptsache Stehzeuge für die autogerechte Stadt

Im Rahmen der Busbeschleunigung will der Senat nun auch die Papenhuder Straße umgestalten. Es soll beidseitig Schutzstreifen für Radler geben, damit es in der Papenhuder Straße zukünftig überhaupt einigermaßen benutzbare Radverkehrsanlagen hat. Dadurch soll das Querparken aufgehoben werden. Insgesamt würden 35 Stehzeuge weniger Platz finden. BILD und CDU fordern den Erhalt der Parkplätze, keine Zeitung fordert dagegen benutzbare Geh- und Radwege und Abstellmöglichkeiten für Radfahrer. Die autogerechte Stadt Hamburg ist immer noch nicht überwunden.
Die Planer in der Verkehrsbehörde – sie kapieren einfach nicht, dass auch Parkplätze wichtig sind. (BILD)

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Kein Gehweg in der Papenhuder Straße

CDU-Abgeordneter fordert Radwegsanierung in Papenhuder Straße unter Beibehalt aller Parkplätze - wie soll das funktionieren? Abschaffung der Gehwege?

BILD und Herr Ploß von der CDU kapieren offensichtlich nicht, dass auch Fußgänger und Radfahrer wichtig sind. Für die CDU darf es wohl nur eine unsichtbare Radverkehrsförderung geben: 
Anstatt für viele Millionen Euro gewachsene Milieus zu zerstören, sollte das Geld besser in die Sauberkeit sowie in die dringend notwendige Straßen, Radweg- und Gehwegsanierung unserer Stadt investiert werden. (Ploß)

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Sitzen Gäste an dem Tisch ist der Gehweg ganz verschwunden - aber Parkplätze müssen laut Ploß unbedingt sein "zur Wahrung des bestehenden Milieus"

Möchte Ploß eine Radwegesanierung in der Papenhuder Straße, durch die die "Radwege" einfach verschwinden und sich in Luft auflösen? Und wo sollen Fahrräder abgestellt werden in der Papenhuder Straße?


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Papenhuder Straße: Wie möchte Herr Ploß diesen "Radweg" sanieren?


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3 Kommentare:

  1. Offensichtlich möchte Herr Ploß sich bei jeder Gelegenheit in die Medien bringen, um als "wichtiger" Nachwuchspolitiker wahrgenommen zu werden. Erstaunlich ist es, dass ein Mann von 29 Jahren eine Vorstellung von Verkehrspolitik hat, wie ein älterer Herr, der in den 1960ern mit dem Autofahren angefangen hat und heute Angst hat, für sein geliebtes Blech keinen (kostenlosen!) Parkplatz auf öffentlicher Fläche zu finden. Nun ja..., in der CDU ist man schließlich konservativ, will sagen: ewig gestrig.

    Mir persönlich gefällt die Gastronomie am Gehwegrand sehr gut! Genau das vermissen viele Menschen und genau das macht einen Stadtteil attraktiv!

    Was wohl Herr Ploß antworten würde, wenn man ihn fragt, wie man mit Kinderwagen, Rollator usw. an den Tischen und Stühlen vorbeikommen soll? Radwege sind für Fußgänger tabu. Weiß das Herr Ploß?

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  2. Die Lösung ist doch ganz einfach: Radfahrer fahren demnächst ohne irgendwelche Streifen auf der Fahrbahn. Dort ist für Autofahrer und Radler nur 25 km/h erlaubt. Die Stadt macht zum Einen eine große, gut gemachte Info- und Aufklärungskampagne für alle Verkehrsteilnehmer. Und zum Anderen wiederholte, konsequente Geschwindigkeitskontrollen. Einige wenige Autoparkplätze dann noch zu Radabstellanlegen umbauen und alle können zufrieden sein. Genug Platz für die Außengastronomie, deren Gäste per Auto oder Rad kommen können, Platz für Fußgänger und Radfahrer und ja, sogar Autos können in der Straße noch fahren. DAS können sogar die Gewerbetreibenden fordern. ... und kostet fast nix! Ach so ... für den Lärmschutz wäre auch gelich etwas gemacht worden.

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    1. Eigentlich eine gute Idee. Doch dabei bleibt die Busbeschleunigung unberücksichtigt. Auch die Büsse müssen sich mit 25 km/ h oder weniger durch die Papenhuder Straße bewegen. Da auch die Radfahrer vor ihnen in der gleichen Fahrspur fahren müssen Busse ggf. längere Abschnitte auch hinter den langsamen Radlern hinterhertuckern, bis ggf. zum Überholen in den Gegenverkehr ausgewichen werden kann. Mit den Schutzstreifen könnte die Busse an den langsameren Radlern vorbeiziehen.
      Auch wenn Schutzstreifen nicht immer die beste Wahl sind - weil Autofahrer sich ermuntert fühlen Radler ohne 1,5 Meter Abstand zu überholen: Es gibt immer noch Radler, die sich auf der Fahrbahn mit Bussen und übrigem Kfz-Verkehr sowie Zweite-Reihe-Anliefer-Parkern und den übrigen Zweite-Reihe-Kampfparkern unwohl. Zwar funktioniert in der Mönckerbegrstraße das Miteinander von Bussen und Radlern recht gut, doch da sieht es sehr übersichtlich aus. Der Anlieferverkehr ist auf ein schmales Zeitfenster begrenzt, ansonsten sind die Fahrbahnränder frei und übersichtlich - zum Vorteil der Radler. Wenn der Bus zügig durch die Papenhuder Straße fahren sollte, selbst mit 25 km/h müsste das Zweite-Reihe-Parken vollständig unterbunden werden. Und dafür müsste ohnehin auf der Ostseite für Längsparkstände für den Lieferverkehr gesorgt werden. Die meisten Autos, die dort stehen, werden nicht von Kunden sein, sondern von Anwohnern und Fahreuge der Geschäftsinhaber.

      Das gleiche Problem wird demnächst auf die Schanzenstraße zukommen, wenn der Metrobus 6 statt bis Feldstraße zukünftig zur Sternschanze fährt. Wie kommt der Gelenkbus zügig durch die Schanzenstraße angesichts der tagsüber im gesamten Straßenraum verteilt versetzt stehenden Lieferfahrzeuge? An manchen Tagen fahren sich die Autos zu, das nichts mehr geht, bis endlich irgendeiner nachgibt und der Stau sich nach einigen Minuten auflöst. Wo sollen Radler angenehm und zügig fahren können, wenn die Fake-"Radwege" ggf. aufgehoben werden?

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