10. Juli 2014

Radfahren auf der Fahrbahn ist meistens erlaubt

Vehicular Cycling very often Allowed

http://www.senatspressestelle.bremen.de/sixcms/media.php/13/20140707_SUBV_Plakat_A1_Screen_210514.pdf


Bremens Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse startete am Montag eine Aufklärungskampagne zum schwierigen Thema Radwegbenutzungspflicht. Seit 1998 müssen nur noch solche Radwege oder Gehwege benutzt werden, die mit den bekannten runden blauen Verkehrszeichen mit weißen Fahrradpiktogrammen gekennzeichnet sind. In allen anderen Fällen dürfen Radfahrer auf der Fahrbahn fahren. Leider ist diese Regelung zu vielen Autofahrern nicht bekannt. Andere sind der Meinung, dass Radfahrer trotz nicht vorhandener Radwegbenutzungspflicht besser auf Radwegen aufgehoben wären, weil sie selbst sich in ihrer Fortbewegung gestört fühlen. Oft kommt es daher zu aggressivem und gefährlichem Verhalten seitens der Autofahrer. Die Kampagne will dem entgegenwirken.

In einem Zeitraum von zwei Wochen weisen Plakate auf ein Miteinander von Radlern und Autofahrern auf der Fahrbahn hin.

Zur Förderung des allgemeinen Radverkehrs in Deutschland wurde 1997 das Verkehrsrecht geändert, sodass die Fahrbahnnutzungsmöglichkeit für Fahrräder mehr und mehr zum Regelfall wird. Radwege sind nur noch dann benutzungspflichtig, wenn die Verkehrsführung auf der Fahrbahn eine Gefahr für Radfahrerinnen und Radfahrer oder andere Verkehrsteilnehmer darstellt.
Es steht den Radfahrerinnen und Radfahrern also in aller Regel frei, ob sie den Radweg oder die Fahrbahn wählen. Verkehrsuntersuchungen belegen, dass das Radfahren auf der Fahrbahn meistens sicherer ist als auf dem Radweg. Denn Autofahrer und Radfahrer sehen sich auf der gemeinsamen Fahrbahn erheblich besser, das erhöht die Sicherheit. Außerdem ist das Radfahren auf der Fahrbahn oft schneller. Durch die Aufhebung der generellen Radwegebenutzungspflicht wird der Radverkehr attraktiver- allein schon durch die Wahlmöglichkeit.
ADFC-Landesvorsitzender Tobias Wolf sagte: "Zusammen geht was – zügig, sicher und komfortabel Radfahren geht gut auf den Straßen, auf denen alle rücksichtsvoll und mit angepasster, stadtverträglicher Geschwindigkeit unterwegs sind. Das führt zu weniger Unfällen, es gibt mehr Fehlertoleranz durch sehen und gesehen werden. Wenn weniger Autos fahren, dann sind viele Straßen mindestens genauso gute oder bessere ‚Radwege‘, gerade für die kurzen Wege in der Stadt Bremen. Der ADFC begrüßt die Wahlfreiheit zwischen Radweg und Fahrbahn auf dem größten Teil des Bremer Straßennetzes."
Der Radverkehr nimmt zu und braucht mehr Platz. Auf zentralen Wegstrecken kann es eng für die Radfahrenden werden. Die weitgehende Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht kann verbunden mit anderen Maßnahmen hier Entlastung bringen. Sie trägt zusätzlich zur Entflechtung des Radverkehrs bei, in dem schnellere Radfahrende eher die Fahrbahn benutzen und langsamere Fahrerinnen und Fahrer eher auf den Radwegen bleiben. Das erhöht auch für Fußgänger die Verkehrssicherheit. „Es muss sich nur jeder an den Paragrafen 1 der Straßenverkehrsordnung halten: gegenseitige Rücksichtnahme“, sagte Nils Linge, Pressesprecher des ADAC Weser-Ems zum Start der Fairnesskampagne, die gleichwohl die Autofahrenden wie Radfahrenden anspricht und weist darauf hin, dass „die Straßenverkehrsordnung für alle gilt, egal ob sie mit Motor fahren oder ohne.“
„Wir möchten die Gemeinschaft im öffentlichen Verkehrsraum fördern und die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer stärken“, ergänzte Marcus Häußler, Abschnittsleiter Verkehrssicherheit der Polizei Bremen. "Unfälle passieren nicht, sie werden verursacht! Die Verkehrswacht Bremen bekämpft die Hauptunfallursachen im Straßenverkehr. Dabei helfen klare Regeln für alle Mobilitätsbeteiligte“, so Axel Behme, Vorsitzender der Verkehrswacht Bremen.
In Bremen liegt der Anteil des Radverkehrs bei 25 Prozent aller zurückgelegten Wege. Das ist der höchste Anteil unter den Großstädten über 500.000 Einwohner. In kaum einer anderen Stadt in Deutschland gibt es so viele Menschen, die sich für das Fahrrad entscheiden, obwohl ihnen auch ein Auto zur Verfügung stünde. Das liegt nicht zuletzt an der kontinuierlichen Förderung des Radverkehrs in Bremen und an einem attraktiven geschlossenen Wegenetz für den Radverkehr. Es gibt in Bremen rund 700 Kilometer Radwege und Radfahrstreifen. In Bremen wurde die Fahrradstraße erfunden und Bremen war die erste Stadt in Deutschland, die die Einbahnstraßen für gegenläufigen Radverkehr geöffnet hat. Die Bremer Straßenverkehrsbehörde hat bereits die meisten straßenbegleitenden Radwege von der Benutzungspflicht entbunden. Zurzeit werden noch weitere Radwege überprüft.


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3 Kommentare:

  1. Zitat: "Seit 1998 müssen nur noch solche Radwege oder Gehwege benutzt werden, die mit den bekannten runden blauen Verkehrszeichen mit weißen Fahrradpiktogrammen gekennzeichnet sind."

    Wäre noch zu erwähnen, dass in Deutschland nach Expertenschätzungen 98 bis 99 Prozent der "runden blauen Verkehrszeichen" rechtswidrig angeordnet wurden. Den anordnenden Behörden ging - und geht es heute noch - in erster Linie darum, den Autoverkehr vor Radfahrern zu "schützen". Sie mussten erst durch das Bundesverwaltungsgericht (Az.: 3 C 42.09) darüber belehrt werden, dass der Radverkehr, bis auf extrem seltene, gut zu begründende Ausnahmen, grundsätzlich das Recht hat, auf der Fahrbahn zu fahren.

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    1. Du hast vollkommen recht. Sieh auch: Verbotene Radwegbenutzungspflichten. Dennoch finde ich die Bremer Kampagne schon besser als die Hamburger "schon gecheckt"-Variante zum Fahrbahnradeln. Die Bremer Plakate werden vermutlich besser gesehen als die kleinen Hamburger Plakate, die oft versteckt irgendwo zwischen parkenden Autos und Gebüsch versteckt standen. Und vielleicht lernt so auch noch der eine oder andere Polizist beim Vorbeifahren, was Radfahrer nach der StVO dürfen.

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  2. Das Plakat ist Unfug, weil das Radeln auf Straßen nicht meistens, sondern fast immer erlaubt ist. Eine Ausnahme stellen nur Kraftfahrstraßen und Autobahnen dar. Gemeint ist vermutlich "auf der Fahrbahn". Aber dann sollte man das auch hinschreiben, statt noch mehr Verwirrung zu stiften.

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